Wir sind heute eingeladen, uns mit dem Kreuzweg Jesu, seinem Leiden und Sterben auseinanderzusetzen. Anhand von insgesamt 8 Stationen des Kreuzweges der Pfarrkirche St. Sebastian in Ketsch wollen wir Jesus begleiten. Mit ihm gehen auf seinem Weg der Angst, des Leidens, der Hilflosigkeit bis hin zum Tod. Mit all diesen Erfahrungen die Jesus machen musste, weiß er wie es uns geht in den dunklen Stunden unseres Lebens. Deshalb dürfen wir alles was uns bewegt, uns belastet, uns hilflos und traurig macht mitnehmen auf diesen Kreuz-Weg.
Wenn sie mögen, zünden Sie eine Kerze an und beginnen mit dem Zeichen unseres Glaubens: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern – Das Leid auf sich nehmen
Einflussreiche Männer im Hohen Rat fordern die Verhängung der Todesstrafe für Jesus. Kurzer Prozess – ans Kreuz mit ihm!!!!
Der große Festtag – das jüdische Paschafest – stand bevor. Bis dahin musste alles erledigt sein. So lud man Jesus den Kreuzesbalken auf die Schultern und machte sich auf den Weg hinaus zur sogenannten Schädelstätte, die auf hebräisch Golgota heißt. Hier geht’s lang – so zeigt es die Handhaltung – dies ist dein Weg.
Viele Menschen kennen sie auch, diese Situation, wenn ihnen das Kreuz des Lebens aufgelegt wird. Sie haben nicht das Glück ein unbeschwertes Leben führen zu dürfen. Sie leben in Krisengebieten, in Armut und Not, sind auf der Flucht, Leiden an einer unheilbaren Krankheit oder haben einen schweren Schicksalsschlag zu ertragen.
Herr Jesus Christus, steh allen Menschen bei, die schwere Lasten tragen müssen, die Leid erfahren in ihrem Leben und mit sich hadern, warum es gerade sie so hart trifft. Schenke ihnen das Gefühl deiner Nähe und die Zuwendung von Menschen, die ihnen helfen, das Kreuz ihres Lebens zu tragen. Sei du mit ihnen auf ihrem schweren Weg.
eine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht. Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau und fürcht mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht. (GL 365)
Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz – Niedergedrückt von schweren Lasten
Wie muss sich Jesus gefühlt haben?
Mit jedem Schritt wird die Last schwerer auf seinen Schultern. Mit jedem Schritt das Gefühl, ich kann nicht mehr, es ist zu schwer. Sich trotzdem weiterschleppen, straucheln, fallen, zusammenbrechen. Und trotzdem steht Jesus auf, geht weiter, trotz des Leids und der fast unerträglichen Last auf seinen Schultern.
Gerade in diesen Tagen, in denen der Corona-Virus unser Leben beherrscht, kann diese schwere Last den Menschen geradezu erdrücken. Wie geht es weiter? Immer noch stetig steigende Zahlen von Infizierten und Toten. Wie kann ich mich und meine Lieben schützen? Existenzängste, Einsamkeit, seelische Not – diese Last des Lebens lässt Menschen straucheln und fallen.
Herr Jesus Christus, gib allen Menschen, die von der Last des Lebens niedergedrückt werden, die Kraft, wieder aufzustehen. Schenke ihnen die Erfahrung, dass es weitergehen kann und wird, auch nach der dunkelsten Nacht des Lebens. Du gehst auch diese Wege mit.
Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht. Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau und fürcht mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht. (GL 365)
Jesus begegnet seiner Mutter – Warum dies alles.
Als Jesus aufschaut, sieht er plötzlich im Gedränge seine Mutter. Mitgefühl und Anteilnahme seiner Mutter machen ihm Mut, geben ihm Kraft wieder aufzustehen und auf sie zuzugehen. Was mag ihm durch den Kopf gegangen sein, als er plötzlich in die Augen seiner Mutter blickte?
Was mag im Herzen von Maria vorgegangen sein, als sie ihren Sohn in dieser Situation sieht? Soeben war er unter dem Kreuz zusammengebrochen – vor ihren Augen. Warum tun sie ihm das an? Maria steht am Rande des Geschehens. Sie muss bei allem, was mit ihrem Sohn geschieht, zuschauen. Hilflos, verzweifelt, fragend nach dem WARUM. Und so stellen sich auch in unseren Tagen Mütter, Väter, Geschwister diese Frage: Warum? Warum dies alles? Warum kann ich nicht helfen?
Herr Jesus Christus, in deiner Hilflosigkeit war dir das vertraute Gesicht deiner Mutter ein Lichtblick. Solche Lichtblicke sind immer wieder da, wenn wir vor der Not der anderen nicht weglaufen. Gib uns die Kraft, ein solcher Lichtblick zu werden, wenn jemand aus unserer Mitte leidet. Und lass uns nicht zerbrechen, wenn wir das „WARUM“ nicht verstehen können.
Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht. Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau und fürcht mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht. (GL 365)
Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen – Solidarität, um weitergehen zu können
Gerade als es besonders schlimm ist, die Last zu schwer, das Leid zu groß ist, kommt eine Hilfe von außen und unterstützt Jesus beim Tragen seines Kreuzes.
Ein fremder Mann, der dort zufällig unterwegs ist, wird zum Helfer in dieser schweren Stunde. Er kommt nicht ganz freiwillig in diese Situation, aber er zeigt sich solidarisch, geht den Weg mit, sorgt dafür, dass es weitergeht, trotz des Leids, trotz der übermenschlichen Kraft.
Auf der Welt geht nichts ohne menschliche Solidarität. Jede Gesellschaft und jeder Einzelne von uns ist darauf angewiesen, dass Menschen sich gegenseitig helfen, unterstützen, füreinander da sind. Denn was hilft einem Leidenden mehr, als wenn jemand mit ihm geht, an seinem Schmerz Anteil nimmt und diesen mitträgt.
Herr Jesus Christus: Auch du machst die Erfahrung wie wichtig und wertvoll es ist, Unterstützung zu erfahren. Hilf uns, die Not anderer Menschen zu sehen. Gib uns offene Augen für Menschen, Umstände und Situationen, in denen es notwendig ist, mit anzupacken, Unterstützung zu leisten, mitzutun, solidarisch zu sein.
Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht. Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau und fürcht mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht. (GL 365)
Jesus fällt zum dritten Mal – Am Ende der Kraft
Wir sehen, wie Jesus zum dritten Mal unter dem Kreuz fällt. Das zeigt uns wie verzweifelt die Situation ist. Aber nicht nur für ihn ist es wohl die dunkelste Stunde seines Lebens: Wer glaubt noch einem gescheiterten, am Boden liegenden, zerstörten Jesus. Viele die auf ihn gesetzt haben, lassen ihn enttäuscht fallen. Ausgeträumt sind manche Träume, die er in den Menschen geweckt hatte.
In diesem Augenblick herrschen Todesangst und Verzweiflung. Schwer wie Beton lastet das Kreuz auf seinen Schultern, unüberwindlich liegt der Weg vor ihm.
Bilder steigen in uns auf von Menschen, die am Boden zerstört sind. Von Krankheit gezeichnet, auf den Intensivstationen der Krankenhäuser, in den Flüchtlingscamps auf Lesbos, heimatlos auf der Flucht, von Soldaten gefoltert, von Drogen verführt, von Arbeit zerschunden, in ausweglosen sozialen Verhältnissen und, und, und…..
Manchmal sind wir selbst am Boden zerstört: Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr. Wir haben den Glauben an uns selbst verloren, weil andere uns den Mut nahmen, uns klein kriegen wollten.
Herr Jesus Christus, du bist an deine Grenzen gestoßen auf dem Weg zur Kreuzigung. Übermächtig waren die Last und die Strapazen. Woher kam deine Kraft, trotzdem ein drittes Mal aufzustehen und den Weg weiterzugehen? Selbst im Angesicht des Todes hast du auf Gott vertraut. Gib uns Anteil an deinem Gottvertrauen.
Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht. Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau und fürcht mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht. (GL 365)
Jesus wird ans Kreuz genagelt- Dem Tode geweiht
Jesus ist den langen Weg des Leids gegangen, er hat das Kreuz getragen. Doch am Berg Golgota angekommen, ist das Leid noch nicht zu Ende. Er wird ans Kreuz genagelt, preisgegen einem qualvollen Tod. Wie können Menschen so grausam sein. „Wenn du Gottes Sohn bist, so hilf dir selbst“, so sagen sie.
Auf der Welt gibt es unzählige Krisenherde. Die Menschen in Ländern, in denen Krieg und Elend herrschen, leben oft unter unvorstellbaren Bedingungen. Ein Ende ihres Leidensweges ist nicht in Sicht. Oft ist ihr Ende ein gewaltsamer Tod durch Waffen, Hunger oder Krankheit.
Herr Jesus Christus, sie haben dich aufs Kreuz gelegt und festgenagelt. GNADENLOS . Aber du hast deine Sache nicht aufgegeben. Und heute verlässt du dich auf die Menschrn, die dir nachfolgen. Lass uns niemals die Augen verschließen und gleichgültig werden gegenüber dem Elend dieser Welt.
Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht. Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau und fürcht mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht. (GL 365)
Begegnung mit dem Tod – Das Leid hat ein Ende
Es ist vorbei. Jesus ist nach dem langen und schweren Leid, das er auf sich genommen hat, gestorben. Wie eine Erlösung scheint der Tod angesichts der erlittenen Qualen.
Jedes Leid, jeder Schmerz findet sein Ende. Aber welch harter und oft langer Weg ist es bis dorthin.
Herr Jesus Christus, sei du bei uns in den dunklen Stunden unseres Lebens, auf dem Weg hin zu einem wahrhaft österlichen Leben. Lass uns den Weg des Glaubens gehen und dem Geheimnis von Tod und Auferstehung vertrauen.
Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht. Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau und fürcht mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht. (GL 365)
Am Ende dieses Kreuzweges wollen wir alles was uns bewegt hat, all unsere schmerzhaften Erfahrungen, all unsere Hoffnung und unser Vertrauen und unsere Bitten noch einmal Gott hinhalten und beten wie es uns Jesus gelehrt hat:
Vater unser………..
Helga Rey – Pastorale Begleitung der Kolpingsfamilie Ketsch