Kreuzwegandacht der Kolpingsfamilie Ketsch in der Karwoche
Jesu Leiden und Sterben zu betrachten, meditativ, betend seinen Kreuzweg mitzugehen ist im christlichen Glauben ein großes Element in der Karwoche.
Helga Rey hatte dazu in die abendliche St. Sebastiankirche Kolpingmitglieder und Freunde eingeladen. Annette Meixner und Barbara Reuter unterstützten musikalisch die Andacht, Markus Meixner die Bildtechnik. Grundlage des gemeinsamen Weges waren Bilder eines Kunstprojektes auf dem Todesstreifen der ehemaligen DDR-Grenzanlagen. Der in Weimar geborene Künstler Dr. Ulrich Barnickel schuf in seinem Kunstobjekt 2009 einen Skulpturenpark in Anlehnung an den christlichen Kreuzweg. Die Geschichte von Menschen, die für Ihren Glauben und Überzeugung einstehen – selbst mit Todesgefahr –wurde in Verbindung gesetzt mit Jesu Leidensweg. Bezeugt wird Zivilcourage, Haltung und Mut, Opfer und Verfolgung.
Die 14 Stationen eines klassischen Kreuzweges bringen die Passion Jesu ins Bild – Helga Rey baute für die Anwesenden notwendige Brücken zum Verständnis und um eigene Gedanken anzuregen.
Der Künstler – gelernter Autoschlosser, Schmied und Bildhauer – hatte Skulpturen von teils vier Metern Höhe geschaffen, die abstrakt aber auch sehr eindrucksvoll den Weg säumen.
Die ungerechte Verurteilung Jesu, Demonstration von Macht und Unterdrückung der Freiheit, Willkür der Staatsmacht, der unter der Last des Kreuzes fallende Körper Jesu – erniedrigt, weil Menschen die Würde des anderen missachten, ausbeuten. Die Ohnmacht seiner Mutter – gleichzusetzen mit dem Leid der Eltern in einem rigorosen Regime, wo vorgetäuschte Solidarität das Leben vergiftet.
Interessant auch die Darstellung der Veronika, Jesus das Schweißtuch reichend. Aus poliertem Edelstahl, einem Spiegel gleichend hält diese Skulptur dem Betrachter sein eigenes Bildnis vor. Respekt vor eigener Haltung, Einstehen für Geächtete und Verfolgte – so die Botschaft.
Mutlosigkeit, gegen die eigene Überzeugung handelnd, Ausdruck von körperlichem und seelischem Leid, menschliche Entwürdigung und Einsamkeit finden sich symbolisch in den weiteren Stürzen Jesu unter der Kreuzeslast und den folgenden Stationen.
Betrachtet man den ans Kreuz genagelten Jesu, stellt man fest – der Körper hängt mit dem Brustkorb am Kreuz – also verkehrt herum? Laut Aussage des Künstlers ergab sich das so – vielleicht um der Ungerechtigkeit in der Welt den Rücken zu kehren…
Die vorletzte Station drückt Leid in seiner tiefsten Form aus – Maria, sitzend, ihren toten Sohn im Schoß. Erinnernd an Mütter in Not- und Kriegsgebieten, die ohnmächtig um ihre toten Kinder weinen.
Doch am Ende steht die Hoffnung und Freiheit – drei Tore müssen dazu durchschritten werden, am letzten Tor hängt die Dornenkrone.
Fürbitten, zu jeder Station passend zusammen gestellt und gesprochen, gaben diesem „Lebenskreuzweg“ umso mehr seinen besonderen Inhalt. Inspiriert und bereichert von diesem eindrucksvollen Abend machten sich alle, die sich darauf eingelassen haben, auf den Heimweg.
M.F.