Kolpingsfamilie Ketsch – Erntedankfeier mit Andacht

„Erntedank 2022 – irgendwie komisch. Wofür sollen wir eigentlich danken – angesichts der vielen Sorgen und Probleme in der Welt“ sicherlich sprach Diakon Heiko Wunderling damit zu Beginn der Andacht vielen aus der Seele. Und doch – im Dialog mit Helga Rey ließ sich viel Gutes feststellen. Zu allem, was Heiko an negativem vorzubringen hatte – Sorgen um Existenzen und Arbeitsplätze, Hitzewellen mit Folgen, Energiekrise, Ukrainekrieg….wusste Helga Rey eine Antwort. Dankbar sein für das sommerliche Leben, unbeschwerte Ferientage beim Baden, für die Arbeit der Bauern auf den Feldern – und über allem steht das Leben in Frieden und Freiheit in unserem Land – Helga Rey sprach damit allen Anwesenden aus dem Herzen!
Jedes Argument hatte sein Symbol – ein Zeitungsausschnitt zum Krieg, vertrocknete Blumen für die Sommerhitze, ein Körbchen mit Obst und Gemüse, das Bild der Friedenstaube….

Erntedank 2022 – tiefe Dankbarkeit steht zwischen drängenden Bitten.
Bei all dem gilt es, Gott mit in das persönliche Boot zu holen, nichts als selbstverständlich hinzunehmen, einen wachen Blick für Gutes und zugleich auch für Nöte zu haben.
Der Lesungstext aus dem Evangelium hielt zudem vor Augen: Zehn schwer erkrankte Menschen bitten Jesus um Hilfe – und werden geheilt. Einer nur dankt dafür – kommt doch irgendwie bekannt vor…


In seiner Auslegung dazu gesteht Diakon Wunderling die Schwierigkeit ein, göttliches Wirken zu erkennen. „ Unbewusst mag Gott uns nahe sein in manch gutem Wort, das uns zugesagt wird. In einem Lächeln, beim Spaziergang in der Natur, in froher Gemeinschaft. Die Kunst ist, das immer wieder bewusst zu erkennen – mit gewisser Disziplin dazu.“ Der Blick in die Zukunft färbt sich dadurch sicher nicht rosarot, schon gar nicht entsteht eine heile Welt. Aber wir dürfen und können die Herausforderungen des Lebens im Bund mit Gott angehen – und dies verändert den Blick in die Zukunft“. Tiefgreifende Worte des Diakons – wünschenswert für jeden, sich darauf einlassen zu können.
Den mit vielfältigen aktuellen Sorgen und Nöte betroffenen Menschen wurde mit den Fürbitten gedacht, auch persönliche Bitten in Stille waren darin eingebunden.

„Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens“ zitierte Helga Rey.
Für die kleinen und großen Dankbarkeiten im Alltag eines jeden hatte sie ein kleines Büchlein als „Give away des Abends“ mitgebracht. Täglich lässt sich darin festhalten, was es an Schönem, Lehrreichem, Berührendem, Freude und Leid gegeben hat.
Eine gewisse Dankbarkeit lässt sich am Ende jeden Tages einstellen – nimmt negativen Gedanken die Macht.
Einfühlsame Lieder, mit Bedacht zusammen gestellt, gespielt von Annette Meixner am Keyboard, ließen die zahlreich Anwesenden gerne mitsingen.

Zum Ausklang der Erntedankandacht haben Zwiebel-und Apfelkuchen mit neuem Wein seit vielen Jahren Tradition.
In geselliger Runde genossen – und gewisser Dankbarkeit für den guten, besonderen Abend in gelebter Gemeinschaft.
M.F.